Florian Meyer
Frankfurt University of Applied Sciences


Kurzbeschreibung
Aktuelle Berichte der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EUDA) sowie des Büros der Vereinten Nationen für Suchtstoff- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) dokumentieren, dass die Kokainproduktion ein historisches Maximum erreicht hat und die Substanz auf dem europäischen Drogenmarkt in hoher Verfügbarkeit und häufig hoher Reinheit vorliegt. Parallel dazu wird der Drogenkonsum und -handel in zahlreichen europäischen Städten zunehmend öffentlich sichtbar. Zugleich zeigen sich Veränderungen im Konsumverhalten marginalisierter Personen mit Abhängigkeitserkrankungen: Insbesondere ist eine Verschiebung vom Konsum von Opioiden hin zu rauchbarem Kokain (Crack) zu beobachten.Die spezifischen psychoaktiven Wirkungen dieser Form des Kokains beeinflussen das Sozialverhalten der Nutzerinnen und Nutzer von Drogenkonsumräumen (DKR). Es kommt vermehrt zu aggressivem Verhalten, gesteigerter Hektik und Anzeichen von Verwahrlosung, was erhebliche Herausforderungen für die Suchthilfe darstellt. Wenn etablierte Angebote ihre Zielgruppen nicht erreichen, verlagert sich der Konsum in öffentliche oder private Räume, mit der Folge erhöhter biopsychosozialer Risiken für Konsumierende sowie einer Verringerung des subjektiven Sicherheitsempfindens und der Lebensqualität in städtischen Räumen. Das vorliegende Dissertationsprojekt zielt darauf ab, die Bedürfnisse und Ressourcen der Nutzerinnen und Nutzer von DKR am Beispiel der Stadt Zürich qualitativ zu erfassen. Im Fokus stehen Konsummotive, Konsumverhalten, Kontextbedingungen, Strategien der Konsumsteuerung sowie die daraus resultierenden biopsychosozialen Effekte. Die Datenerhebung erfolgt mittels problemzentrierter Interviews, deren Auswertung nach den Prinzipien der Grounded Theory (Strauss & Corbin, 1996) erfolgt. Ergänzend werden quantitative Kontextdaten, wie Konsumfrequenz, konsumierte Substanzen und soziodemographische Merkmale der Gesamtpopulation, in die Analyse einbezogen, um eine differenzierte Darstellung der Zusammenhänge zu ermöglichen.
Vita
Florian Meyer ist Leiter der Abteilung Schadensminderung illegalen Substanzen der Stadt Zürich, wo er für Drogenkonsumräume und Drug-Checking-Dienste verantwortlich ist. In dieser Funktion ist er seit 2017 tätig und gilt als Experte im Umgang mit offenen Drogenszenen sowie in der Umsetzung von Maßnahmen zur Schadensminderung. Er wird in dieser Funktion regelmässig an internationale Konferenzen eingeladen.
Zuvor arbeitete Meyer für den Kanton Zürich in einem Massnahmenzentrum für junge Erwachsene, wo er als Sozialarbeiter begann und später Teamleiter sowie stellvertretender Abteilungseiter wurde.
Meyer ist seit 2024 Doktorand am Institut für Suchtforschung Frankfurt und beschäftigt sich mit den Ressourcen und Bedürfnissen von Nutzer:innen von Drogenkonsumräumen. Er verfügt über folgende Abschlüsse und Weiterbildungen:
• Master of Science (MSc) in Sozialer Arbeit, Berner Fachhochschule
• Bachelor of Science (BSc) in Sozialer Arbeit, ZHAW Soziale Arbeit Zürich
• Diploma of Advanced Studies (DAS) in Non-Profit-Management, Universität Fribourg
• Certificate of Advanced Studies (CAS) in Forensic Sciences, Universität Zürich
• Certificate of Advanced Studies (CAS) in partizipativer Stadtentwicklung, ZHAW Soziale Arbeit Zürich